Theo Boone und der unsichtbare Zeuge
- heyne fliegt
- Erschienen: Oktober 2012
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Originalausgabe erschienen unter dem Titel Theodore Boone - Kid Lawyer; aus dem Englischen von Imke Walsh-Araya; Broschur, 286 Seiten
Band 1 von 7 aus der Theo Boone-Reihe
ISBN: 9783453409330
Aufgepasst! Jetzt kommt Theo Boone!
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Aufgepasst! Jetzt kommt Theo Boone!"
Der 13-jährige Anwaltssohn Theo Boone hat die Profession seiner Eltern geerbt: Er interessiert sich für Recht und Gerechtigkeit und scheint jede freie Minute im Gericht seines kleinen Heimatstädtchens oder in der Kanzlei seiner Eltern zu verbringen.
Von der Putzfrau bis zum obersten Richter kennt er jeden, der sich auch nur im Dunstkreis von Recht und Ordnung aufhält. Natürlich hat sich auch an seiner Schule längst herumgesprochen, dass er über weitreichendes Fachwissen verfügt, und so leistet er hin und wieder Rechtsberatung für seine Mitschüler, die für seine Hilfe überaus dankbar sind.
Als ein Mord in der beschaulichen Kleinstadt geschieht und der Prozess im Verlauf einer Woche öffentlich vor Ort verhandelt werden soll, ist Theo Feuer und Flamme.
Da seine Eltern neben ihrer Anwaltstätigkeit sozial engagiert sind, erfährt Theo über diese Verbindung plötzlich von einem Zeugen, der Entscheidendes zum Mordfall aussagen kann. Doch der Zeuge hält sich illegal in den USA auf und möchte nicht riskieren, verhaftet und abgeschoben zu werden. Theo ist hin- und hergerissen. Kann er sein Versprechen, die Identität des Zeugen nicht preiszugeben, einhalten? Kann er das Risiko eingehen, dass der Mörder nicht entlarvt wird?
Für Theo Boone ist Recht und Gerechtigkeit viel mehr als nur ein Hobby.
Trotz seiner jungen Jahre verfügt er bereits über weitreichendes Wissen in diesem Bereich, weiß aber auch sehr genau, wo er noch fehlendes Wissen recherchieren kann. Was jedoch noch wichtiger ist: Er kennt seine Grenzen und empfiehlt passende Anwälte, an die sich die Betroffenen wenden können.
Zwar wird er von seinen Mitschülern hin und wieder ein wenig auf die Schippe genommen, doch er lässt den gutmütigen Spott kommentarlos an sich abprallen, beantwortet vielmehr sämtliche Fragen und gibt sein Wissen gern weiter. Dies zeugt von seiner Charakterstärke und zeigt, dass er im Gegensatz zu vielen anderen schon sehr genau weiß, was er später einmal werden will: Anwalt - oder Richter.
Vor allem ist amüsant zu beobachten, wie er versucht, möglichst häufig dem Prozess beizuwohnen. Schule schwänzen, um dabei sein zu können – die Drohung des Richters, ihn aus dem Gerichtssaal entfernen zu lassen, wenn er ihn erwischt, ist durchaus nachvollziehbar und bringt zum Schmunzeln.
Schön ist, dass nicht eine Sekunde lang der Eindruck entsteht, Theo wäre altklug oder würde sich nicht seinem Alter entsprechend verhalten. Er ist stets hilfsbereit, nie überheblich, zweifelt auch mal, macht sich viele Gedanken und weiß am Ende nicht mehr, was er tun soll, was das Richtige ist. Er ist überfordert. Also holt er sich Hilfe.
Seine Vertrauensperson ist sein Onkel Ike, den er natürlich mit Bedacht ausgewählt hat. Seine Eltern könnte er ebenso ins Vertauen ziehen, doch die würden direkt das Richtige für den Prozess tun und dabei womöglich das von Theo gegebene Versprechen missachten.
Der Verlauf des Prozesses und Theos immer bedeutendere Rolle für dessen Ausgang sind spannend geschildert und bieten einige Überraschungen.
Außergewöhnlich ist zudem, dass es bei dem geschilderten Prozess um einen Mordfall geht, wie er auch in einem Buch für ältere Leser hätte beschrieben sein können. Grisham nimmt den jugendlichen Leser ernst und erfindet keinen kindgerechten Fall. Vielmehr konfrontiert er seine 13-jährige Hauptfigur mit einem Fall, in dem nur Erwachsene eine Rolle spielen.
Das Eintauchen in die amerikanische Gerichtsbarkeit ist nicht nur informativ, sondern vor allem spannend dargestellt, da Grisham trotz des vielleicht trocken anmutenden Themas interessante Aspekte herausstellt. Wie ein Anwalt auftritt, mit welchen Gesten er die Jury gewinnt, was Kleidung bewirkt - Grisham spart nicht mit psychologischen Details.
FAZIT
John Grishams erster Jugendroman liest sich wunderbar erfrischend und überzeugt nicht nur durch einen interessanten Fall, der ebenso einem Krimi für Erwachsene entstammen könnte, sondern vor allem durch seine fixe, begeisterungsfähige Hauptperson. Der 13-jährige Theo mit seiner Liebe zur Juristerei kommt völlig authentisch daher, und es macht Spaß dabei zuzusehen, wie er durch brisante Informationen bezüglich des Mordprozesses ordentlich ins Trudeln gerät.
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