Wie ich das Überleben überlebte - und Mathe doch noch kapierte

  • Carlsen
  • Erschienen: Januar 2011
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  • Carlsen, 2011, Titel: 'After Ever After', Originalausgabe
Wie ich das Überleben überlebte - und Mathe doch noch kapierte
Wie ich das Überleben überlebte - und Mathe doch noch kapierte
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Corinna Abbassi-Götte
9101

Jugendbuch-Couch Rezension vonFeb 2011

das Leben meistern

Das meint Jugendbuch-Couch.de: "das Leben meistern"

[Jugendbuch des Monats - Februar 2011]
Acht Jahre sind vergangen, seitdem Jeffrey den Krebs besiegt hat.
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er ihm endgültig die Stirn geboten hat, denn wenn der Krebs in den ersten fünf Jahren nicht zurückkehrt, stehen die Chancen für ihn gut, gesund zu bleiben.
Natürlich hat Jeffrey noch mit den Spätfolgen der Therapie zu kämpfen. Er kann sich nicht gut konzentrieren, und er hinkt, da die heftigen Medikamente seine Nerven angegriffen haben.
Mathe macht ihm besonders zu schaffen, und dass neue Prüfungen an seiner Schule eingeführt wurden, die allein darüber entscheiden, ob er versetzt wird oder nicht, macht seine Lage nicht einfacher.
Durch seine Erfahrungen ist es nicht weiter verwunderlich, dass ausgerechnet Tad zu seinem besten Freund geworden ist. Tad sitzt im Rollstuhl und hat ebenfalls eine schwere Krebstherapie hinter sich, die unsichtbare Grenze von fünf Jahren allerdings noch nicht überstanden. Tad würde ein paar Schritte gehen können, wenn er trainiert hätte, doch er tut es nicht. Also schließen die beiden einen Pakt: Tad gibt Jeffrey Mathenachhilfe, damit er die Prüfungen besteht. Jeffrey trainiert Tad, damit er sich sein Abschlusszeugnis aufrecht gehend abholen kann.
Die beiden zusammen sind schon ein besonderes Paar und genießen in gewisser Weise Sonderbehandlung an ihrer Schule.
Als eine neue Mitschülerin in die Klasse der beiden kommt, bringt dies Jeffreys Gefühlswelt völlig durcheinander. Dumm, dass ausgerechnet sein großer Bruder gerade auf seinem Selbstfindungs-Trip in Afrika ist und ihm nicht mit Rat und Tat zur Seite stehen kann - wie in all den Jahren zuvor.

In erster Linie geht es natürlich um Jeffrey und das, was er gerade erlebt. Die Probleme in Mathe, das erste Verliebtsein, die enge Freundschaft zu Tad. Von Anfang an ist jedoch klar, dass Jeffrey und Tad durch den Krebs vieles ein wenig anders sehen. Hierbei fällt sowohl die Abgeklärtheit als auch das Umgehen mit den eigenen Unzulänglichkeiten am meisten auf. Gerade was Letzteres betrifft hat Tad den Weg der Provokation gewählt. Er ist nicht nett, kommt immer ein wenig böse und zynisch daher, und Jeffrey ist wohl der einzige seiner Mitschüler, der dies vorbehaltlos akzeptiert. Er kann Tad verstehen und weiß ihn zu nehmen.
Wie Jeffrey den Schulalltag meistert und sich mit kleineren und größeren Problemen herumschlägt, ist nicht nur äußerst spannend, es berührt. Jordan Sonnenblick versteht es ausgezeichnet, den Leser von einer emotionalen Szene in die nächste zu werfen, ihn zum Lachen, aber auch zum Weinen zu bringen.
Jeffrey ist ein bewundernswerter Junge, der völlig authentisch daherkommt und mit dem man sich umgehend und gern identifiziert. Und er muss lernen, sich nicht durch das Wissen um seine Unzulänglichkeiten hemmen zu lassen. Tad weiß das - und die kluge und selbstbewusste Lindsey weiß das auch. Doch die Frage, wie viel Sonderbehandlung vertretbar ist, ist gar nicht mal so leicht zu beantworten.

Das Buch bietet jedoch noch einen weiteren Aspekt, der es zweifelsohne zu etwas Besonderem macht. "Wie ich das Überleben überlebte – und Mathe doch noch kapierte" ist die unabhängig zu verstehende Fortsetzung von "Wie ich zum besten Schlagzeuger der Welt wurde – und warum". Im ersten Band ging es um Jeffreys damals 13-jährigen Bruder Steven, dessen Leben nachhaltig beeinflusst wurde durch die Krebserkrankung seines kleinen Bruders.
Daher ist interessant zu sehen, was acht Jahre später aus Steven geworden ist. Es überrascht nicht, dass er inzwischen das Weite gesucht hat, um frei von allen Verpflichtungen herauszufinden, was er selbst eigentlich will. Äußerst sensibel und völlig nachvollziehbar schildert Jordan Sonnenblick die Gründe für Stevens Fortgang und erzählt damit genau das, was andere Bücher "verschweigen". Normalerweise liegt der Fokus auf der erkrankten Person oder schildert die Zeit der Krankheit. Hier erfährt man, mit welchen Schwierigkeiten sowohl die betroffene Person als auch die Familie Jahre später noch zu kämpfen haben.
Steven ist also gegangen, und ihm wird diese Auszeit gegeben. Denn eins hat sich in der Fortsetzung nicht geändert: Trotz kleiner Schwierigkeiten steht die Liebe zueinander über allem!

FAZIT

Jeffrey hat den Krebs überwunden, nun muss er lernen, sich durch die vielfältigen Nachwirkungen seiner Krankheit nicht hemmen zu lassen.
Jordan Sonnenblick erzählt äußerst berührend vom Alltag eines außergewöhnlichen Teenagers, in dem Oberflächlichkeiten keinen Platz haben und Normalität auf das Besondere trifft. Themen wie Schulalltag, Liebe und Freundschaft gehen mit den psychischen und physischen Nachwirkungen der überstandenen Krebserkrankung eine perfekte Kombination ein. Mit viel Humor und Ernsthaftigkeit immer spannend, immer tiefgründig, immer berührend!

Wie ich das Überleben überlebte - und Mathe doch noch kapierte

Jordan Sonnenblick, Carlsen

Wie ich das Überleben überlebte - und Mathe doch noch kapierte

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