die Last der Schuld
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "die Last der Schuld"
Sam geht nach London und bezieht ein Zimmer in einem heruntergekommen Mietshaus, das von einer Handvoll recht unterschiedlicher Personen bewohnt wird. Obwohl er keinen Kontakt zu anderen wünscht, kann er sich nicht vollständig gegen das Interesse an seiner Person wehren und wird langsam immer mehr Teil dieses merkwürdigen "Mikrokosmos".
Schnell wird deutlich, dass sie alle in der ein oder anderen Weise mit Problemen zu kämpfen haben. Da ist zum Beispiel die alte, einsame Isabel, die sich mit Vorliebe in das Leben der Mieter einmischt, oder die kleine Bohemia, die von ihrer Mutter vernachlässigt wird, und die ihn zu ihrem neuen besten Freund auserkoren hat.
Sam hat fast nichts von Zuhause mitgenommen, als er gegangen ist, nur Kleidung, Geld und ein Buch: "Die Ameisenkolonie". Doch mehr noch als mit diesem Buch verbindet man den Titel des Buches mit dem Miethaus und seinen Einwohnern, die sich irgendwie durch das Leben wuseln und deren gemeinsames Ziel zu sein scheint, die Einsamkeit abzustreifen, die eigenen Probleme zu bewältigen und das Glück zu finden.
Sam ist von Anfang an ein interessanter junger Mann, man spürte sofort, dass der 17-jährige ein großes Problem mit sich herumträgt, das ihm seine Lebensfreude geraubt hat und ihn niederdrückt. Als würde er sich selbst verbieten, glücklich zu sein. Man fragt sich, welch’ große Schuld er auf sich geladen hat, dass er sich selbst so bestraft.
Bohemia tut einem ebenfalls sofort leid. Sie ist ein einsames Mädchen, das sich nach Gesellschaft und der Liebe seiner Mutter sehnt. In Sam sieht sie einen Freund, und trotz seines abwehrenden und oftmals ungerechten Verhaltens lässt sie nicht von ihm ab.
Im Wechsel erfährt man die Geschichten der beiden und erhält so einen sehr umfassenden Blick auf die aktuellen Ereignisse, aber auch in ihre Vergangenheit, wobei natürlich bis zum Schluss offen bleibt, warum Sam im Gewirr Londons unsichtbar werden wollte.
Sam und Bohemia sind ganz klar die Hauptpersonen, doch besonders erwähnenswert ist noch die alte Isabel, die durch ihre Einmischung und Hartnäckigkeit wie eine Art Klebstoff die Personen um sich herum zusammenhält.
Während man darauf wartet, dass Sams Geheimnis offenbart wird, erliegt man dem Reiz des Miteinanders der Personen. Jenny Valentine versteht es ausgezeichnet, ein Stück triste Realität abzubilden, die doch ihren ganz eigenen Charme besitzt. Sie beschönt nichts, bietet kein Happy End im klassischen Sinn, sondern lässt ihre Charaktere an den gemeinsamen Erlebnissen und Erfahrungen wachsen. Bis man erfährt, was genau Sam nach London getrieben hat, begleitet man ihn und Bohemia ein Wegstück voller Fehler, Rückschläge und harmonischer Momente. Bitterschön und ehrlich geht es dabei zu, und es ist herzerwärmend zu sehen, wie die Personen langsam zusammenwachsen und aus vormals Fremden eine Art Familie wird.
FAZIT
Spannend und schmerzvoll-schön, dabei authentisch.
Jenny Valentines ehrlichem, ungeschönten und genau dadurch nun wieder überaus faszinierenden und warmherzigen Blick auf das Leben kann man sich nicht entziehen.
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