Angel Eyes - Zwischen Himmel und Hölle
- Rowohlt Rotfuchs
- Erschienen: Januar 2011
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- Rowohlt, 2010, Titel: 'Personal Demons', Originalausgabe
Daily Soap zwischen Himmel und Hölle
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Daily Soap zwischen Himmel und Hölle"
Luc Cain, ein Dämon im Dienste des Teufels, hat eine Aufgabe zu erfüllen. Er soll die Seele eines jungen Mädchens für die Hölle sichern. Als neuer Schüler der Haden Highschool muss er Frannie Cavanaugh verführen und sie damit für seinen obersten Dienstherrn markieren. Eigentlich ein Klacks für einen erfahrenen, mehrere tausend Jahre alten Dämon wie ihn, meint Luc. Aber die Gegenseite, der Himmel, schickt ebenfalls einen Kämpfer in den Ring, den überaus attraktiven Gabe, und die Aufgabe erweist sich als harter Brocken.
Frannie, ein hübsches, intelligentes Mädchen, kommt aus einer streng katholischen Familie mit lauter Schwestern. Der Unfalltod ihres Zwillingsbruders vor zehn Jahren belastet sie schwer, denn insgeheim gibt sie sich die Schuld an seinem Tod.
Die beiden gut aussehenden Neuzugänge der Haden High mischen die Mädchenwelt der Schule kräftig auf, und sogar Frannies beste Freundin Taylor kämpft mit harten Bandagen um die Gunst von Luc. Frannie ist überrascht, so plötzlich im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit zu stehen, denn sie ahnt nichts von ihren besonderen Gaben, noch vom wahren Wesen ihrer Verehrer. Sie wird gefühlsmäßig hin- und hergerissen zwischen dem dunklen, verführerischen Luc und dem blonden, strahlenden Gabe. Ihre Eltern lehnen den ´Bad Boy´ Luc ab, verbieten ihr sogar den Umgang mit ihm, während sie von Gabes sympathischer Erscheinung begeistert sind.
Angel Eyes wird abwechselnd aus der Sicht von Luc oder Frannie erzählt. Durch die Verwendung der Ich-Form ist man sofort nah am Geschehen und die Spannung wird durch das Ausbreiten aller Gedanken und Gefühle aufgebaut. Luc beginnt mit der Erzählung, man erfährt sofort, dass er ein Dämon ist, man kennt seine Motivation, und ist neugierig, wie die ahnungslose Frannie auf ihn reagiert. Der Schreibstil ist flüssig, es gibt viele Dialoge, aber leider verfängt sich der Roman in weiten Teilen in zu viele Nichtigkeiten, ohne dass etwas Entscheidendes passiert.
"Oh, mein Gott. Frannie, reiß dich zusammen!"
Ja, genau, und vor allem, benimm dich endlich wie eine siebzehnjährige, fast erwachsene Frau und nicht wie ein dreizehnjähriges Mädchen, möchte man ihr zurufen. Da wird unentwegt geschmachtet, fast in Ohnmacht gefallen, ein aussetzendes Herz und ein fiebriger Schauer jagt den anderen. Frannie ist ein hilfloses Opfer ihrer Hormone und lässt jegliche Intelligenz oder Eigenständigkeit vermissen. Ständige Wiederholungen à la "dieses Mädchen gefällt mir immer besser", oder "Oh, wie toll ist dieser Junge" ermüden, außerdem verliert die Idee der Autorin, Eigenschaften bestimmten Gerüchen zuzuordnen, schon nach kurzer Zeit ihren Reiz und nervt nur noch.
Die Handlung, eingebettet in eine typisch amerikanische Heile-Welt, ist recht simpel und in vielen Fällen vorhersehbar. Es geschieht nichts wirklich Schlimmes oder Böses. Dass Luc ein echter Dämon ist, noch dazu von höherem Rang, kauft man ihm nicht ab. Er verhält sich meistens wie ein leichtsinniger Schuljunge und nicht wie ein mehrere tausend Jahre alter Abgesandter der Hölle. Er ist weder böse noch teuflisch. Überhaupt sind alle Figuren der Geschichte sehr eindimensional, die Autorin bedient dabei sämtliche Klischees, ohne auch nur die kleinste Abweichung zu wagen.
Gabriel alias Gabe, der Vertreter des Friedens und der Liebe, ist ein Engel wie er im Buche steht, angefangen von seinem Aussehen bis zu seiner Wohnungseinrichtung. Lucifer alias Luc hat natürlich ein Augenbrauenpiercing, um seinem Image als Bad-Boy gerecht zu werden. Dafür, dass er die lustvolle, leidenschaftliche Seite darstellt, hält er sich ziemlich gut im Zaum. Einzig seine Respektlosigkeit und sein loses Mundwerk peppen die Geschichte mit witzigen Sprüchen auf.
Frannies Mutter dagegen ist das pure Abziehbild einer guten katholischen Mutter. Eine brave Hausfrau, akkurat in blauem Rock mit weißer Schürze und weißer Bluse. Treu sorgend bringt sie ihrer Tochter und deren Freundin zwei Gläser Milch und Schokocookies aufs Zimmer.
Zu dieser Mutter passt das fragwürdige Grundkonzept des Romans, dass es für ein ahnungsloses Mädchen genügt, mit einem als Jungen getarnten Dämon zu schlafen, um in die Hölle zu kommen. Allerdings passt solch eine Vorstellung wenig in eine moderne Welt, in der es keine Sünde ist, sexuelle Erfahrungen zu sammeln.
FAZIT
Wer sich nicht von den aufgeführten Kritikpunkten abschrecken lässt und keine guten Kampfszenen erwartet, - die wenigen Kampfszenen sind nicht dramatisch, sie verpuffen wirkungslos dank zu einfacher Auflösungen -, findet mit ´Angel Eyes´ eine leichte Unterhaltungslektüre. Vor allem, wer Gefallen an Liebesgeschichten mit dem Thema ´Mädchen zwischen zwei Jungen´ findet, ist hier gut bedient.
Vergleiche mit der "Twilight"-Saga drängen sich auf, zumal die erste Szene mit Lucs erstem Schultag stark an Edward erinnert. Allerdings fehlt Lisa Desrochers das Talent von Stephenie Meyer, ihren Figuren Leben einzuhauchen oder große Spannung aufzubauen.
Lisa Desrochers , Rowohlt Rotfuchs
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