Destiny wird, seit sie ein Kind ist, von einem Internat ins nächste verfrachtet. Mit der Zeit gewöhnt sie sich ganz eigene Schutzmechanismen an. Sie lehnt es ab, ihren Mitschülern zu nahe zu kommen – weil sie weiß, dass sie früher oder später wieder gehen muss.
Als sie einem Fremden im Park des Internats Hedgebrook ihren Wunsch erzählt, einmal einen perfekten Tag zu erleben, ist ihr noch nicht klar, dass genau dieser Tag gerade begonnen hat: Auf dem Hof findet sie eine rosa Limousine und drei Mitschüler, die nichts dagegen haben, sich mit ihr auf einen Roadtrip zu begeben. Sie fahren nach Langdon, in die Heimatstadt von Destiny. Zusammen mit Aidan, Seth und Mira – drei Mitschüler, die Destiny nur flüchtig kennt – reist sie damit auch in die eigene Vergangenheit. Und sie beginnt, Freundschaft mit ihnen zu schließen.
Die Autorin Mary E. Pearson fängt eine Grundidee ein, die jeder von uns schon einmal hatte: Der perfekte Tag. Der Tag ohne Zufälle, denn alles ist so, wie es sein soll. Die Idee ist wunderbar, doch tröpfelt die Geschichte eher vor sich hin als dass sie fließt. Haben die vier Reisenden keinen Sprit mehr, finden sie eine Tankstelle. Haben sie Hunger, finden sie einen Hot-Dog-Stand. Wissen sie den Weg nicht, so fragen sie den Straßenhändler, der ausgerechnet Taglog spricht – wie Seth auch. Und wenn sie die Schuhe kaufen wollen, dann ist das nächste Schuhgeschäft nicht weit. Und so hangeln sich die Jugendlichen von einem Wunsch zum nächsten. Überhaupt besteht ein Großteil des Roadtrips aus Essen und Shoppen.
Doch das wäre alles nicht so schlimm. Wären die Charaktere liebenswert und interessant, würde man gerne einfach Zeit mit ihnen verbringen. Leider bleiben die Charaktere blass: Da ist Destiny, die behauptet, dass sie die Ticks und Eigenschaften der Menschen gut beobachten kann – und der völlig entgeht, dass Mira und Aidan offensichtlich ineinander verliebt sind. Da ist Seth, dessen einzige Eigenschaft wohl Coolness sein soll. Und Aiden, der intelligente Einserschüler, der ständig mit Wissen um sich wirft – aber trotzdem mitlacht, wenn der Lehrer veräppelt wird. Manchmal wirken die Mitfahrer nur wie Handpuppen, die die Dialoge am Laufen halten sollen. Die Gespräche sind aber ganz interessant. So spielen sie "Wahrheit oder Pflicht" und erzählen dabei Geschichten, die sie noch niemandem anvertraut haben. Und Destiny versucht, die anderen zu überzeugen, dass es keine Zufälle, nur Schicksal gibt. Gut, dass ihr Name das gleich vorwegnimmt: Er bedeutet übersetzt nichts anderes als "Schicksal". Sie erzählt beispielsweise die Geschichte von drei Schiffen, die im Abstand von 100 Jahren an der gleichen Küste gesunken sind – und der Überlebende hieß immer Hugh Williams.
FAZIT
"Ein Tag ohne Zufall" ist ein Buch, mit dem man für eine gewisse Zeit gerne zusammen ist, weil die Idee nett ist: Dieser perfekte Tag, einfach mal durchbrennen, weg aus dem Schulalltag und mit dem Auto die Straßen langdüsen – wer will das nicht? Was der Leser aber nicht will, sind flache, nichtssagende Charaktere, die nicht die Möglichkeit bekommen, sich zu entwickeln.
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