König Dame Joker
- Bloomsbury
- Erschienen: Januar 2011
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- Bloomsbury, 2010, Titel: 'The Cardturner', Originalausgabe
Kann ein Kartenspiel das Leben verändern?
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Kann ein Kartenspiel das Leben verändern?"
Wegen seiner auf ihren eigenen Vorteil bedachten Eltern muss sich Alton plötzlich an seinen reichen Großonkel "heranmachen".
Früher musste er seinem "Lieblingsonkel" immer sagen, dass er ihn lieb hat, obwohl er ihn doch gar nicht kannte. Heute muss er die Verbindung zu ihm wieder aufbauen, da seine Eltern in finanziellen Schwierigkeiten stecken.
Alton scheint dies allerdings ziemlich egal zu sein. Ohne besonders auf die Wünsche seiner Eltern einzugehen, tut er trotzdem, was sie von ihm wollen. Soweit es geht jedenfalls. Da passt es gut, dass sein Onkel ein bekannter und erfolgreicher Bridge-Spieler ist, der leider blind ist und dringend einen neuen Kartengeber braucht. Natürlich wird Alton von seiner Mutter dazu genötigt, diesen "Job" zu übernehmen, der anfangs mehr als enttäuschend ausfällt. Sein Onkel ist nämlich ein hart wirkender, alter Mann, der ihn nicht ernst nimmt. Als Kartengeber muss er einfach tun, was er sagt, und sonst die Klappe halten. Für Alton sehr langweilig, aber er bekommt Geld dafür und schmeißt seinen "Job" aus diesem Grund nicht hin. Doch irgendwann entwickelt er Interesse für Bridge und wünscht sich mehr und mehr die Anerkennung seines Onkels.
Ein paar Jahre ist es her, jetzt gibt es endlich ein neues Buch von "Löcher"-Autor Louis Sachar.
Natürlich erwartet man beim Blick auf seine Bibliografie eine humorvolle Story mit vielen Skurrilitäten, wird jedoch in dieser Hinsicht schnell eines Besseren belehrt, was aber nicht weiter schlimm ist. Denn "König Dame Joker" lebt vor allem durch seine authentischen Charaktere und kommt ein wenig "erwachsener" daher als seine anderen Bücher.
Da wäre an vorderster Front natürlich Alton, der anfangs etwas gelangweilt wirkt, dann aber etwas findet, das ihn interessiert und für das er bereit ist, alles zu geben.
Desweiteren gibt es natürlich seinen kauzigen Onkel, der unheimlich reich ist, wenig diplomatisch wirkt, aufgrund seiner Lebenserfahrung, seines Alters und seines Reichtums aber irgendwie machen kann, was er will.
Das Mädchen Tony, Altons Vorgängerin in seinem Kartengeber-Job, ist ein intelligentes, lebenslustiges Mädchen, das ihn schließlich in seinem Wunsch, Bridge zu lernen, stark unterstützt, sich aber leider für Altons besten Freund zu interessieren beginnt, der wiederum ausgerechnet mit Altons Ex-Freundin zusammen ist. Altons kleine Schwester ist intelligenter, als sie sein sollte, seine Eltern wirken dagegen äußerst schlicht, und die Handvoll anderer interessanter und unverwechselbarer Charaktere, die für diese Story wichtig sind, gewinnt man schnell lieb.
Ihr Zusammenspiel ist bestechend, und obwohl es anfangs doch eher ernsthaft zugeht, man vornehmlich durch die Macken der einzelnen Charaktere ins Schmunzeln gerät, ändert sich dies von Seite zu Seite.
Und je mehr sich Alton für Bridge und den bis dahin noch unbekannten und undurchsichtigen Teil der eigenen Verwandtschaft zu interessieren beginnt, desto tiefer taucht man als Leser in dieses bewegende und stets überraschende Buch ein - tragische Wendungen inclusive. Dass das, was seine Mutter so alles erzählt, irgendwie nicht ganz richtig ist, und sich hinter diesen auf den ersten Blick bösartigen bis falschen Behauptungen eine tragische Geschichte, die einige Jahrzehnte zurückliegt, verbirgt, bringt die nötige Tiefe in diese Geschichte. Und ein wenig lernt man von Alton, dass es durchaus in Ordnung ist und großen Spaß machen kann, ein Hobby zu haben, das doch eigentlich eher die Großeltern-Generation bewegt hat.
Nebenbei lernt man viel über Bridge, kann die entsprechenden Regeln, die so locker und spaßig formuliert sind, dass man sie sich eigentlich nicht entgehen lassen sollte, aber auch überschlagen.
FAZIT
Louis Sachar ist wieder da, überrascht uns Leser mit seinem neuen Buch und bietet eine rundherum lohnenswerte Geschichte, in der Humor, Glück, Schicksal, Verlust und Trauer - und Altons Entwicklung zu einem selbstbewussten und zielstrebigen jungen Mann - ganz oben stehen.
Zu entdecken, wie viel Freude ein Hobby machen kann, wird dabei ebenso deutlich wie die Wichtigkeit, sich stets eine eigene Meinung zu bilden sowie der Mut, das Richtige zu tun – auch wenn dies ganz schön chaotisch werden kann.
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