Mainstream Fantasy aus Italien
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Mainstream Fantasy aus Italien"
Vor Generationen erbebte die Welt. Dämonen und Elfen, Goblins und Menschen trafen in einer gigantischen Schlacht aufeinander. Damals wurden der Schwarze König, ein fleischgewordener Dämon, und sein dunkler Gott aus der Welt gebannt. Seitdem sucht die Sekte der Geflügelten Schlange das Gefängnis aufzuschließen und die Verbannung rückgängig zu machen. Es ist geweissagt, dass eines Tages ein Kind geboren wird, das die Macht des Regenbogen-Ajaran, die Essenz der Magie, in sich trägt. Mit dessen Hilfe könnte der Plan gelingen und die Welt in ein ewiges Dunkel gestürzt werden.
Zu Beginn des Romans begegnen wir der dreijährigen Kestel und ihrer Mutter. Während sie selbst nicht ahnen, dass Kestel die verheißene Ajaran-Trägerin ist, versuchen die Schergen der Geflügelten Schlange, das Kind in ihre Gewalt zu bringen. Nur dem mutigen Eingreifen von Prinz Manatasi und seines Schamanen Sirasa ist es zunächst zu verdanken, dass die Entführung misslingt. Zu den schwarzen Kriegern aus dem Dschungel gesellen sich in der Stadt Kemyss der Elf Gulneras und dessen undurchsichtiger Bruder Kenna, der im Auftrag des Einigers das Kind schützen soll. Aber trotz aller Versuche, Kestel zu schützen, gelingt es dem Schwarzen König, das Kind in den Turm des Zauberers Egenrauch zu entführen. Hier treffen alle Streiter zur letzten, entscheidenden Auseinandersetzung um Kestel - und damit um das Schicksal der Welt – aufeinander. Ein blutiger Kampf entbrennt, ein Kampf, der Opfer fordert und die Welt an den Rand des Untergangs führt …
Keine wirklich neuen Ideen oder Ansätze, aber solides Fantasy-Abenteuer in einer etwas holprigen Übersetzung
Schon in der Vergangenheit hat der Baumhaus Verlag, ein Teil der Lübbe Gruppe, den Fantasy-Leser mit ungewöhnlichen Bücher überrascht. Stefan Gemmels "Die Zeitensegler" etwa, oder auch Santiago Garcia-Clairacs Trilogie um "Die Schwarze Armee" boten ungewöhnliches Lesefutter. Immer wieder sucht und findet der Verlag hier unbekannte Autoren, die ein wenig anders und damit frisch und interessant zu erzählen wissen. Dabei geht man ganz bewusst weg von dem abgegrasten anglo-amerikanischen Autoren, sucht und findet in Kontinentaleuropa junge Talente, die beweisen, dass auch diese faszinierend zu erzählen wissen.
Italienische Autoren haben es in den letzten Jahren geschafft, auch bei uns wahrgenommen zu werden. Seien es Luca Trugenberger bei Piper, Licia Troisi bei Heyne oder Chiara Strazzulla bei cbj, sie alle haben beredt Zeugnis davon abgelegt, dass die Verfasser jenseits der Alpen unterhaltsam zu fabulieren wissen.
Vorliegendes Buch kommt uns zunächst äußerlich ungewöhnlich daher. Rundumfarbschnitt in Schwarz, Lesebändchen, ein sehr dunkel gehaltener Umschlag und Karten auf den Deckelinnenseiten machen auf den Inhalt neugierig.
Und wirklich beginnt der Roman zunächst ungewohnt. Wir lernen zwei Urwaldbewohner kennen, die an die stolzen Massai-Krieger Schwarzafrikas erinnern. Edel von Gesinnung, mutig und intelligent sind sie, und ähnlich wie ihre Vorbilder, werden sie von den Weißen übervorteilt, ja teilweise in die Sklaverei entführt.
Über diese, die erstmals in die Welt der Weißen vordringen, lernen wir die nördlichen Königreiche kennen. Goblins, Zauberer und Elfen werden eingeführt, eine dunkle Bedrohung aufgebaut, Dämonen und Prophezeiungen begegnen uns, selbst Götter mischen sich ein. Das erinnert an die gewohnten Fantasy-Questen, bietet den Lesern mit einer rühmlichen Ausnahme deutlich positionierte Gestalten, die klar Gut oder Böse zuzurechnen sind. Wie kann es auch anders sein, wartet ein großer, blutiger Show-Down auf uns, der die Möglichkeit einer Fortsetzung offen lässt. Alles ordnet sich der Befreiung Kestels unter, die selbst aber bislang blass bleibt. Charakterzeichnungen und Entwicklungen der Personen sind kaum vorhanden, der Plot ganz auf Spannung ausgerichtet. Hatte ich zu Beginn noch den Eindruck, dass der Autor auch auf die Ausbeutung der Schwarzen und die scheinbare Überlegenheit der Hellhäutigen eingehen würde, und den "edlen Wilden" thematisieren würde, so sah ich mich hier enttäuscht. Erste entsprechende Ansätze blieben ungenutzt, Menozzi offeriert uns letztlich nur einmal mehr einen Kampf der Guten gegen die drohende dunkle Gefahr.
Auffallend ist, dass sich die Übersetzung, insbesondere in der ersten Hälfte des Buches, recht holprig liest, dass die Übersetzer immer wieder auch für die Zielgruppe und das Subgenre ungewöhnlich moderne Ausdrücke verwenden und sich die Handlung recht martialisch anbietet. Das ist für ein Jugendbuch in der Schlachtenbeschreibung grenzwertig und wendet sich eher an eine Leserschicht ab 15 Jahre. Insgesamt ein eher unauffälliger Roman um bekannte Themen, der letztlich nur durch seine gelungene äußere Gestaltung auffällt.
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