Gotcha!
- Rowohlt Rotfuchs
- Erschienen: Januar 2011
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- Rowohlt, 2008, Titel: 'Gotcha!', Originalausgabe
Wenn aus einem Spiel bitterer Ernst wird
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Wenn aus einem Spiel bitterer Ernst wird"
Sie stehen vor einem Wendepunkt ihres Lebens. Für die Schülerinnen und Schüler der zwölften Klassen an der Slippery Rock High ist damit Zeit für Gotcha geworden. Dumm nur, dass die Schule das Spiel, das schon seit Jahren von den Abschlussklassen betrieben wurde, ausgerechnet in diesem Jahr verboten hat. Doch die Abiturienten wollen sich den Spaß nicht verderben lassen. Katie würde das Spiel am liebsten bleiben lassen, doch ihre Freundin Paige drängt sie dazu, mitzumachen. Und es geht ja auch um über 2000 Dollar – genug, damit Katie die Uni besuchen könnte. Was aber als fröhliches Spiel begonnen hat, schlägt schnell in bitteren Ernst um. Die Sache droht zu eskalieren.
Die Hauptfigur Katie hat es nicht leicht. Ihre Eltern haben sich jüngst getrennt und ihr Vater ist ohne ein erklärendes Wort – und vor allem, ohne Katie mitzunehmen – verschwunden. Mit ihrer Mutter steht Katie auf Kriegsfuß. Schließlich ist sie Schuld am Verschwinden des Vaters. Davon ist Katie auf jeden Fall überzeugt. Auch mit Paige läuft es nicht so, wie es sollte. Und zu allem Unglück verknackst sie sich auch noch den Fuß. All das beschreibt Shelley Hrdlitschka so, als würde sie selbst in der Haut der jungen Frau stecken, der momentan nichts richtig gelingen will. Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas - eine zerrüttete Familie, Misstöne mit der besten Freundin und das Gefühl, als wäre die ganze Welt gegen einen – ist die aus Sicht von Katie gehaltene Erzählung nicht ohne Humor. Damit trifft die Autorin genau den Ton, der die Leser mitten ins Geschehen holt.
Zunächst mag man sich auch mit dem Gotcha-Spiel anfreunden. Was ist schon dabei, wenn junge Erwachsene – immerhin stehen alle Spielerinnen und Spieler unmittelbar vor dem Abitur – auf eine fröhliche Jagd gehen? Kaum jemand mag auf den ersten Blick die Folgen erkennen, die das Spiel mit sich bringt. Erst als sich die ersten Mitspieler zu verändern beginnen, merken nicht nur Katie und ihre Freunde, sondern auch die Leser, dass hinter Gotcha mehr steckt, als gedacht. Das Spiel holt schon nach kurzer Zeit die schlechten Seiten der Beteiligten hervor und lässt Angst, Mobbing und Stalking zum Alltag werden. Auch hier führt Shelley Hrdlitschka ihre Leser mit sanftem Druck an die Abgründe heran, um im richtigen Moment alle Masken fallen zu lassen und den wahren Charakter des Spiels zu offenbaren. Sie tut dies so geschickt, dass die Leser gar nicht merken, wie sie von der spielerischen Vorfreude auf den Abschluss der Schule und die damit verbundenen Feiern langsam in die beklemmende Situation gleiten, in der man nicht einmal dem engsten Freund mehr vertrauen mag, weil dieser in diesem Spiel zu einem Gegner geworden sein könnte.
Die Autorin versteht es ausgezeichnet, die langsame Veränderung unter den jungen Leuten aufzugreifen und die Vorgänge sichtbar zu machen. Vorgänge, die dazu führen, dass unter Gruppendruck Dinge geschehen, die vorher undenkbar gewesen wären. Zwar ist es Katie, die sich die Frage stellt, wie sie sich selber dem Gruppenzwang unterwirft, aber gleichzeitig wird sich wohl mancher Leser fragen, wie denn er sich in dieser Situation verhalten hätte. Genau diese Auseinandersetzung mit der Frage, wie schnell und wie intensiv man bereit ist, sich dem Mob anzuschließen und seine eigenen Werte über Bord zu werfen, regt Shelley Hrdlitschka mit ihrem Roman "Gotcha" an. Dass sie Katie zudem mitten in eine höchst problematische familiäre Situation setzt und den Bruch der Freundschaft zu Paige hinzufügt, wird manchem aus dem eigenen Leben wohl bekannt vorkommen. Oft sind es genau diese Kombinationen, die die Handlung einer Person letztlich bestimmen – auch bei Katie. Die Autorin macht dies sehr gut sichtbar.
Der Roman erinnert entfernt an "Die Welle" – und hat eine ähnliche starke Aussagekraft. Zwar werden sich die etwas älteren Leserinnen und Leser da und dort etwas schwer tun mit den Begriffen, die der Jugendsprache entnommen sind, doch dürfte "Gotcha" für sie ein ebenso interessantes Leseerlebnis sein wie für die Jugendlichen, an die sich der Roman hauptsächlich richtet.
Shelley Hrdlitschka, Rowohlt Rotfuchs
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