Als am 11. September 2001 in New York die Türme des World Trade Centers einem Terroranschlag zum Opfer fallen und viele Menschen mit in den Tod reißen, ist unter den Opfern auch Bens Vater. Ben war damals gerade 2 Jahre alt, Erinnerungen an seinen Vater hat er heute kaum noch. Und doch stellen ihm Menschen immer wieder Fragen, die er nicht beantworten kann.
Mittlerweile ist Ben 12 Jahre alt und als seine Mutter wegen psychischer Probleme wieder einmal für längere Zeit ins Krankenhaus muss, zieht Ben für einige Wochen zu seinen Großeltern. Auch sein Cousin Jed lebt vorübergehend dort, da dessen Eltern gerade einen erbitterten Kampf um das Sorgerecht für Jed führen.
Doch dann taucht Priti Muhammed auf, das neue Nachbarskind der Großeltern. Die Muhammeds sind zwar Moslems, jedoch eine modern denkende und sehr um Integration bemühte Familie. Priti, Ben und Jed verbringen viel Zeit miteinander und als Priti den beiden Jungs erzählt, dass ihre ältere Schwester demnächst ganz sicher Opfer eines Ehrenmordes durch ihre Brüder werden wird, da sie einen Freund hat, der einer zwielichtigen Motorradgang angehört, kann Ben das kaum glauben. Doch Priti will gemeinsam mit ihren Freunden diesen Ehrenmord verhindern. Dabei kommt bei Jed - der durch die Islam-Phobie seines Vaters stark geprägt ist - der Verdacht auf, dass Pritis Bruder, statt an alten Radios zu basteln, tatsächlich Bomben baut und einer Terrororganisation angehört. So gründen Priti, Ben und Jed kurzerhand eine Anti-Terroreinheit.
Was zunächst wie ein Spiel beginnt, wird irgendwann bitterer Ernst und als in der Nachbarschaft ein kleines Mädchen verschwindet, fällt der Verdacht sofort auf die Muhammeds. Als sich dann auch noch die Medien einschalten und Reporter das Haus der Muhammeds belagern, dauert es nicht mehr lange, bis die Situation eskaliert.
Doch als dann die wahren Entführer des kleinen Mädchens enttarnt werden, sind Entsetzen und Überraschung groß.
Es geht in diesem Buch nicht um die Terroranschläge an sich, sondern um deren Auswirkungen auf die Menschen. Bens Großvater und Jeds Vater Ian z. B. trauen keinem Moslem mehr über den Weg. "So welche haben deinen Dad umgebracht." bekommt Ben von ihnen zu hören, als er sich mit Priti anfreundet. Die Vorurteile der Erwachsenen sind massiv, egal ob sie nun selbst betroffen sind oder nicht. Und diese Vorurteile färben auf die Kinder ab, sodass letztendlich selbst Priti ernsthaft glaubt, dass ihr Bruder ein potentieller Terrorist ist.
Ben ist die Hauptperson und aus seiner Sicht wird die Geschichte in Ich-Form auch erzählt. Ben ist ein stiller Junge, der gerne malt und dessen Gedankenwelt sich durch seine Zeichnungen erschließt. Er hat viele Fragen, die er in 10-Punkte-Listen aufschreibt. Doch in Bens Familie wird über die Ereignisse des 11. September und den Tod seines Vaters nicht gesprochen, sodass viele seiner Fragen unbeantwortet bleiben. Als Priti die Idee hat, eine Gedenkbox für Bens Vater anzulegen, findet nicht nur Ben den Mut, endlich offen über den Tod seines Vaters zu sprechen.
Bens Cousin Jed ist Mister Supercool, doch man merkt sehr schnell, dass sich hinter der coolen Fassade ein zutiefst verletzter Junge verbirgt, der sehr unter der Scheidung seiner Eltern leidet. Er lehnt seine Mutter ab und tut alles, um seinem Vater Ian zu gefallen, von dem er glaubt, dass er für eine Anti-Terroreinheit der Armee arbeitet.
Priti ist der Kopf der Truppe, sie trägt ziemlich ausgefallene Outfits, ist eine kleine Angeberin und für ihr Alter sehr altklug. Sie erinnert ein bisschen an Pippi Langstrumpf und sorgt mit ihrer ganzen Art für so manchen Lacher.
Leider braucht die Erzählung lange, um in Gang zu kommen und wirkt gerade in der ersten Hälfte des Buches manchmal etwas zähflüssig. Schuld daran ist sicherlich auch der sehr simple und monotone Erzählstil. Während in den ersten beiden Dritteln richtige Spannungsmomente fehlen, nimmt die Geschichte im letzten Dritten ziemlich Fahrt auf, wobei sich die Ereignisse dann schon fast wieder überschlagen, mal ganz davon abgesehen, dass das Ende dann auch ziemlich dick aufträgt.
FAZIT
Nicht hundertprozentig gelungen, aber trotzdem ein empfehlenswerter Roman für junge Leser, der zum Nachdenken anregt und zu mehr Toleranz im Umgang mit seinen Mitmenschen aufruft.
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