Alice, Peter und Jack – das Mädchen und die Vampire
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Alice, Peter und Jack – das Mädchen und die Vampire"
Im ersten Teil der Tetralogie lernte die aus ärmlichen Verhältnissen stammende 17-jährige Alice eine Vampirsippe kennen. Zwei der unsterblichen Brüder lösen in ihr Gefühle aus – Peter, der sie innerlich ablehnt, und Jack, der sie vergöttert.
Aus innerer Unsicherheit, was sie mit ihrem Leben anfangen will, hat sie das Angebot, sie zu wandeln zunächst abgelehnt. Dann passiert ein Unfall und ihr jüngerer Bruder schwebt in akuter Lebensgefahr.
Um Milo zu retten, muss man ihn zum Vampir transformieren – doch zwei frisch Gewandelte, noch unbeherrschte Vampire unter einem Dach, das ließe sich nicht kontrollieren.
So steckt Alice dieses Mal unfreiwillig zurück und beschließt, zunächst ihr normales Schülerleben fortzusetzen.
Wenn man sie denn nur ließe, hat sie doch in einer Vampir-Disko die Aufmerksamkeit eines fremden Bluttrinkers erregt. Dass Peter zurückkehrt und nun zwei Vampire aktiv um ihre Gunst buhlen, trägt auch nicht eben dazu bei, ihre Nächte erholsamer und ruhiger zu gestalten.
Wem wird sie ihr noch schlagendes Herz schenken? Dem Jungen, der so herrlich normal und in sie verliebt ist, oder dem Jahrhunderte alten Nosferatu, zu dem sie ihr Seelenband nach wie vor hinzieht? Und wird sie ihre Sterblichkeit gegen die ewige Nacht tauschen oder die Offerte ausschlagen?
Eigenständiger als der erste Teil
Blieben die Charaktere im ersten Teil doch recht oberflächlich, so nutzt die Autorin ihren zweiten Band dazu, zumindest Milo, aber auch dessen Schwester, besser und differenzierter auszugestalten. Natürlich muss man unwillkürlich schmunzeln, ob der Tatsache, dass Hocking als zusätzlichen dramatischen Höhepunkt ihre Ich-Erzählerin auch noch mit einem homosexuellen Bruder ausgestattet hat, der sich dann natürlich auch noch zu Jack hingezogen fühlt. Das hat Daily Soap- bzw. Telenovela-Charakter und wirkte auf mich ein wenig konstruiert.
Besser als im ersten Teil erscheint mir nicht nur die Zeichnung der Charaktere, sondern auch die Darstellung der Vampire insgesamt. Nicht länger stehen nur die pflegeleichten Familienmitglieder im Zentrum, erstmals macht Alice auch die leidvolle Bekanntschaft freier Bluttrinker. Und das sind, zwar immer noch dezent dargestellt, schlicht gnadenlose, triebgesteuerte Jäger auf der Suche nach dem roten Lebenssaft. Hier gelingt es Hocking, mehr Dramatik und Action inhaltlich überzeugend in ihre Handlung einzubauen.
Alice, unsere Ich-Erzählerin, hat gegenüber dem Auftaktband deutlich an Statur und Tiefe gewonnen. Nicht länger ist sie fast hilflos ihren Gefühlen ausgeliefert, sondern agiert selbstständig, hinterfragt die Geschehnisse und geht auf die Suche nach den Wurzeln der Vampire. Bevor sie sich entscheidet, ob sie tatsächlich gewandelt werden will, möchte sie zunächst mehr erfahren über das Woher und Wie der Nosferatu, die scheinbar mit der Pest das erste Mal auftauchten. Das trägt zur inneren Glaubwürdigkeit des Buches bei und zeigt uns eine Protagonistin, der wir ihre Handlungen abnehmen.
Immer noch steht die Entscheidung für Peter oder Jack aus. Hier spitzt sich die Situation zu, zumal Peter wieder von seiner Reise (Flucht?) in den Kreis der Familie zurückkommt.
Der Dramatikfaktor ist hoch, das Tempo zieht an, die Handlung löst sich ein wenig von den Meyer´schen Vorbildern, so dass der angenehm und locker zu lesende Text deutlich faszinierender daherkommt als der erste Teil. Wer von Bella und Co. noch nicht genug hat, findet hier adäquates Lesefutter.
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