Die rote Pyramide - Die Kane-Chroniken (1)

  • Carlsen
  • Erschienen: Januar 2011
  • 0
  • Carlsen, 2010, Titel: 'The Kane Chronicles: The Red Pyramid', Originalausgabe
Die rote Pyramide - Die Kane-Chroniken (1)
Die rote Pyramide - Die Kane-Chroniken (1)
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Carsten Kuhr
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJan 2012

Zeus ist out, jetzt kommt Horus

Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Zeus ist out, jetzt kommt Horus"

[Jugendbuch des Monats - Januar 2012]
In seiner fünfteiligen Percy Jackson-Reihe ließ der amerikanische Autor Rick Riordan die griechischen Götter im Amerika unserer Zeit fröhliche Aufstände feiern.
Was lag näher, als sich nach dem mustergültigen Abschluss der international die Bestsellerlisten okkupierenden Reihe, einer weiteren Götterwelt zuzuwenden. Statt Zeus und den Göttern des Olymp dürfen nun Osiris, Horus und Isis munter in, wie könnte es auch anders sein, den USA ihre Kräfte spielen lassen.

Was sich auf den ersten Blick nach einer Mischung aus Eigenplagiat und Kritik an der ein wenig überheblich wirkenden Vereinnahmung antiker Götterpantheons durch unsere transatlantischen Freunde anhört, das liest sich fulminant.
Rick Riordan ist bei aller Kritik, die man seinen Büchern entgegenbringen kann, ein geborener Erzähler. Vorliegend stellt er ein Geschwisterpaar in das Zentrum der Geschehens, das abwechselnd aus der Sicht des 14-jährigen Carter und seiner zwei Jahre jüngeren Schwester Sadie die abenteuerlichen Geschehnisse erzählt.

Alles beginnt damit, dass ihr Vater, der berühmte Ägyptologe Dr. Julius Kane, an Weihnachten – ausgerechnet – mit seinen beiden Kindern ins Britische Museum geht.
Dazu muss man wissen, dass Sadie bei ihren Großeltern mütterlicherseits aufwächst und ihren Vater nur zweimal im Jahr sehen darf. Und ausgerechnet dann hat der nichts Besseres vor, als mit seinen Zöglingen einen auf Kultur zu machen.
Damit nicht genug - So eine Privatführung durch die ägyptische (was auch sonst) Abteilung hat ja auch seine interessanten Seiten! - fällt ihrem Vater nichts Besseres ein, als fünf im Rosetta-Stein gefangen gehaltene Götter auf die Welt loszulassen. Natürlich unbeabsichtigt, glaubt Carter zumindest. Sadie zweifelt noch.

Dass Osiris in den Körper ihres Vaters fährt, Seth diesen gefangen setzt und unsere beiden kurz danach von Magiern des Lebenshauses, der höchst geheimen Nachfahren der ägyptischen Priester, gejagt werden, ist bei weitem noch nicht das Schlimmste!
Oh nein, dass Carter und Sadie sich als Nachfahren der Pharaonen entpuppen, selbst magische Kräfte entwickeln und zwei Göttern als fleischlicher Wohnsitz dienen, auch nicht.
Das Schlimmste ist, dass es ausgerechnet an ihnen beiden ist, den Untergang der Welt mit Unterstützung der katzenförmigen Göttin Bastet aufzuhalten. Das kann man dann schon eher in die Kategorie "schlimm" einordnen, zumal ihre Hilfe unter anderem in einem Pavian, der L.A. Lakers Fan ist, und einem Albinokrokodil besteht  …

Das Strickmuster ist ähnlich - die Ausführung ebenso rasant wie interessant

Das Pfund, mit dem Riordan wuchert, ist immer die faszinierende Verbindung von Wissen mit einer phantastischen Abenteuergeschichte. Im Vorbeigehen - eigentlich wäre angesichts des Tempo das Wort "vorbeirennen" angebrachter - erhält der jugendliche wie erwachsene Leser einen Einblick in die antike Götterwelt.
Behutsam, aber umfassend lässt der Autor die Religion der Pyramidenbauer mit ihren Göttern in seine Handlung einfließen und berichtet uns anschaulich und spannend von Osiris, Anubis und Co.

Was sonst im Geschichtsunterricht dröge und langweilig daherkommt, das nimmt, verpackt in die abwechslungsreiche Handlung, unheimlich schnell Fahrt auf. Dabei helfen natürlich unsere beiden jungen Ich-Erzähler. Aus deren erfrischend bodenständiger Sicht, ihren liebevollen Streitereien, aber auch der mitschwingenden Zuneigung und dem Vertrauen zueinander, zieht der Autor - und mit ihm der Leser - viel Wärme und Sicherheit. Und die haben unsere Helden wider Willen auch dringend nötig!

Ein Cliffhanger reiht sich an den anderen, dazu kommen erste emotionale Verwicklungen – Anubis sieht aber auch zu gut aus!. Die Geheimnisse um ihre verstorbene Mutter, den verschwundenen Vater und ihre altägyptischen Vorfahren, tragen auch nicht eben dazu bei, dass sie zur Ruhe kommen.

Ruhe ist ein Fremdwort, sowohl für unsere Erzähler, ihre Freunde und Verbündeten, als auch für den Leser. Die Handlung zieht einen ganz in seinen Bann, lässt kaum Zeit zum Reflektieren, rast förmlich voran, und man will wissen, wie es weitergeht, wie unsere Helden dieses Mal ihren Kopf aus der Schlinge ziehen. Dass dabei ein paar logische Brüche in der Handlung feststellbar sind, dass Charaktere fast zu oft zu schnell und oberflächlich beschrieben werden, nimmt man dabei gerne in Kauf.

Das hat alle Elemente für einen erneuten Bestseller und birgt Suchtgefahr, weil man wissen will, wie es unseren Protagonisten weiter ergehen wird.
Da ist es gut, dass Band 2 schon fertig ist und sich bei Carlsen in Vorbereitung befindet.

Die rote Pyramide - Die Kane-Chroniken (1)

Rick Riordan, Carlsen

Die rote Pyramide - Die Kane-Chroniken (1)

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