Irgendwann passiert alles von allein

  • dtv
  • Erschienen: Januar 2011
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  • dtv, 2011, Originalausgabe
Irgendwann passiert alles von allein
Irgendwann passiert alles von allein
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Yvonne Schulze
9101

Jugendbuch-Couch Rezension vonMär 2012

Ein bewegender Blick über den Rand des Abgrunds

Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Ein bewegender Blick über den Rand des Abgrunds"

Johannes, Sam, "Schenzi" und Leo sind dicke Freunde. Johannes ist eher der stille Typ. Sam stottert. Schenzi ist ein kleiner Angeber. Und Leo ist gerade von der Schule geflogen und ist einfach nur cool.

Als die Vier in das verlassene Haus in der Blumenstraße einsteigen denken sie sich nichts Böses dabei. Eigentlich suchen sie nur ein Abenteuer: vier 16-Jährige, die das Leben im Münchener Vorort langweilt und die sich ihre Zeit mit skaten, trinken und kiffen vertreiben. Ein verfallenes Haus ist da eine willkommene Abwechslung. Und tatsächlich erweist sich der kleine Einbruch als absoluter Glücksfall. Überall in dem Haus sind 100-Mark-Scheine versteckt. Was die vier Jungs nicht für möglich gehalten hätten ist auf einmal wahr: Sie haben Geld. Viel Geld. Wem es gehört, warum es bisher niemand gefunden hat – keine Ahnung. Ist aber auch egal, Hauptsache reich!

Zunächst genießen sie ihre neue Freiheit. Pizza, Bier, Klamotten und Gras im Übermaß. Die Welt steht ihnen offen. Doch dann gerät alles aus den Fugen. Mehr und mehr verlieren die Vier die Kontrolle und aus dem Geldregen wird ein Alptraum, der sie alle verändert, bis nichts mehr so ist wie es mal war.

Mit den Augen von Johannes erlebt man die Geschehnisse in "Irgendwann passiert alles von allein". Mit ihm steigt man in das Haus, mit ihm ist man wie berauscht von dem Geld und mit ihm taumelt man Schritt für Schritt in eine Katastrophe, die unter die Haut geht und die unmöglich nicht berühren kann.

Vom ersten Wort an zieht Philipp Mattheis seine Leser in den Bann. Seine Worte entwickeln einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann, so authentisch, so lebendig, so gefühlvoll zeichnet er die Welt der vier Jungen nach, ohne den Versuch zu beeindrucken oder aufzuschneiden.

Dabei erfasst Mattheis das Lebensgefühl einer ganzen Generation, die nach sich selbst und ihrem Platz im Leben sucht – wo doch eigentlich nichts mehr wirklich von Bedeutung ist. Und so verstrickt sich die Clique in ein belangloses Daueramüsieren und offenbart dabei ein tiefe Hilf- und Hoffnungslosigkeit, die sich in der Suche nach der eigenen Identität und dem eigenen Wert manifestiert: Wer bin ich und was will ich sein?

Mit seiner Geschichte hat Philipp Mattheis das Gefühlschaos des Erwachsenwerdens auf ganz besondere Weise eingefangen und konserviert. Selten wurde so einfühlsam, so verständig und doch so klar darüber geschrieben. "Irgendwann passiert alles von allein" berührt nachhaltig, wühlt auf und lässt den Leser mit diesem tiefen Eindruck zurück, den man lange nicht vergisst und der sich tief ins Gedächtnis einbrennt.

FAZIT

Ein ganz besonderes Buch, das auf leise Art tief beeindruckt und dabei einfühlsam und doch sehr genau die Sorgen und Nöte einer ganzen Generation auf den Punkt bringt. Wenn man ein Buch über das Erwachsenwerden mit all seinen Träumen, Hoffnungen, aber auch Illusionen lesen sollte, dann dieses.

Irgendwann passiert alles von allein

Philipp Mattheis, dtv

Irgendwann passiert alles von allein

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