Der Terror den Juden gegenüber nimmt überhand, als sie während der Reichskristallnacht in Deutschland gejagt, gefoltert und eingesperrt werden. Die Halbjüdische Familie Finkelstein schafft es, im letzten Moment mit dem Schiff nach Shanghai zu fliehen. Weniger als ein Jahr später beginnt Deutschland den Zweiten Weltkrieg. Die Familie schafft es, in Shanghai zu überleben: Der Vater findet eine Anstellung in einer deutschen Konditorei, die Tochter Inge findet in dem chinesisch-deutschen Jungen Sanmao einen Spielgefährten, Chinesischlehrer und Kunfu-Meister. Für die Eltern ist Shanghai nur ein Versteck, für Inge wird die fremde Stadt bald zur Heimat. Doch der Krieg holt sie auch hier ein: Die japanische Besatzung verfrachtet die Juden in einen abgeriegelten Stadtteil, ins Ghetto. Der Kampf ums Überleben beginnt erneut.
Die Autorin Susanne Hornfeck ist Sinologin - also Expertin für China, seine Gebräuche und Sprache. In ihrem zweiten Roman beschreibt sie das ferne China mit all seinen bunten Facetten. Dabei lässt ihr detailgetreues Wissen das Bild der Stadt aufleben. Der Leser kann Inge auf ihren Streifzügen in den Tempel, in das Freilichtkino des internationalen Hotels und zu den zahlreichen Fressbuden am Straßenrand so gut folgen, als würde er ihr dabei über die Schulter schauen. Obwohl ihr Leben im Ghetto von anstrengender Arbeit und ständiger Angst vor dem Krieg geprägt ist, verliert sie nie ihre Neugierde auf die fremde Kultur. Inge schafft sich unter schweren Bedingungen eine eigene, spannende Welt und lernt, das Gute auch in schweren Zeiten zu sehen. Der Leser sieht Inge vom Kind bis zur Erwachsenen heranwachsen und erlebt ihre Jugend in Shanghai mit.
Eine wunderschöne Liebesgeschichte fehlt dabei natürlich auch nicht.
FAZIT
Ein schöner, sehr bildreich geschriebener Roman, der Geschichte zum Abenteuer werden lässt. Das Buch ist nämlich nicht nur unterhaltsam, sondern auch informativ – ohne dabei belehrend zu wirken. Man erfährt, welch große Wellen der Zweite Weltkrieg schlug – bis nach China und Japan. Anders als im Geschichtsunterricht ist die Erzählung trotz des ernsten Hintergrundes aber nie trocken, sondern äußerst lebendig. Dafür sorgt vor allem die zuversichtliche Hauptfigur Inge, die dem Leser schnell ans Herz wächst.
Deine Meinung zu »Torte mit Stäbchen«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!