Wenn Träume wahr werden ...
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Wenn Träume wahr werden ..."
Flora Gerstmann lebt ein normales Leben, mehr oder weniger zumindest. Ihr Vater ist etwas sonderlich und mit seinen Gedanken meist bei seinen Fischen. Die Haushälterin geht lieber zum Karate als das Mittagessen zu kochen, aber ansonsten ist Floras Leben eigentlich ganz normal. Bis sie nachts das erste Mal in Eisenheim landet.
Zuerst glaubt sie noch an einen bösen Traum. Doch die Erinnerung an die seltsame Stadt ist so lebendig, dass ihr ein Schauer über den Rücken läuft. Als wäre das nicht genug, sieht sie am helligten Tag Schatten vorbei huschen, die außer ihr niemand zu bemerken scheint. Nur Einbildung? Flora ist beunruhigt. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, entschließt sich ihr Vater auch noch, den finnischen Gastschüler Marian aufzunehmen. Und das, obwohl Flora sonst nicht einmal ihre beste Freundin Wiebke mit nach Hause bringen darf. Da stimmt doch was nicht. Und tatsächlich überschlagen sich bald die Ereignisse. Warum taucht Marian in Floras Träumen auf? Was hat es mit Eisenheim auf sich, und warum verweben sich Floras Träume plötzlich mit der Realität? Warum hat sie den "Weißen Löwen" gestohlen, und was wollen die Schattenreiter von ihr, die sie auf einmal verfolgen? Wie gerne würde Flora mit Wiebke darüber reden, doch wie soll man jemandem das alles erklären, ohne völlig übergeschnappt zu wirken? Bleibt nur Marian, der offenbar den Auftrag hat, Flora auf Schritt und Tritt zu beschützen, im Wachen und im Schlaf. Das hat ihr ja gerade noch gefehlt. Und warum sieht er sie immer so sehnsüchtig an? Und warum muss Flora immer, wenn sie ihn sieht, daran denken, wie gerne sie ihn küssen würde?
Und dann ist da noch der geheimnisvolle Brief, den Floras schlafendes Ich ihr geschrieben hat, und der gut gemeinte Rat: Vertraue niemandem, nicht einmal dir selbst, und vor allem nicht – Marian.
Floras Leben steht auf einmal vollkommen Kopf, und sie hat nur eine Möglichkeit, um aus diesem Schlamassel wieder herauszukommen: Sie muss herausfinden, was es mit dem "Weißen Löwen" auf sich hat.
Eigentlich ist es die alte Geschichte: Junge und Mädchen erleben gemeinsam Abenteuer. Am Anfang sind sie sich noch spinnefeind, doch mit der Zeit verlieben sie sich. Gewürzt mit einer Prise Fantasie und Humor wird eine wundervolle Geschichte daraus. Wem die Edelstein-Trilogie von Kerstin Gier gefallen hat, der wird auch "Stadt aus Trug und Schatten" verschlingen. Flora ist eine sympathische Anti-Heldin, die nicht mutig, perfekt und schön daher kommt, sondern eine, die Ecken und Kanten hat, lauter sympathische Macken und eine Familie, die absolut nicht dem Standard entspricht.
Was tut man also, wenn man mit beiden Beinen auf dem Boden steht und die Welt beschließt, verrückt zu spielen? Richtig, man nimmt die Herausforderung an. Flora muss sich ihren Platz mutig erkämpfen – und das, obwohl sie eigentlich gar nicht mutig ist. Doch was bleibt ihr anderes übrig?! Mit viel Sinn für das Praktische stellt sie sich ihren Aufgaben und wächst weit über sich hinaus.
Mechthild Gläser liefert neben einer spannenden, romantischen und witzigen Geschichte damit auch eine tiefere Ebene. Ihre Figuren entwickeln sich. Man hält zusammen und stellt sich gemeinsam den Abenteuern. Und gerade die Schwächen ihrer Charaktere werden zu ihren großen Stärken. Dabei kommt ihre Schreibe wunderbar leicht und harmonisch daher. Ohne triefende Theatralik schreibt sie eine fantastische Geschichte mit Tiefe, ohne dabei sich und ihre Figuren zu ernst zu nehmen. Ein bemerkenswertes Debüt, das auf eine Fortsetzung hoffen lässt.
FAZIT
Ein wunderbarer Schmöker, den man verschlingt und der von allem etwas bietet: Spannung, Spaß, Abenteuer, Humor, Romantik. "Stadt aus Trug und Schatten" ist alles andere als einschläfernd und lädt trotzdem zum Träumen ein – unbedingt darauf einlassen.
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