Die Kunststudentin und der Engel – oder: Prag in Flammen
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Die Kunststudentin und der Engel – oder: Prag in Flammen"
Karou ist selbst unter den Kunststudenten in Prag eine Ausnahme. Nicht etwa ihre blauen Haare und die viele Tattoos auf ihrem Körper, sondern ihr Talent, in den Bilden und Zeichnungen das wahre, innere Wesen ihrer Motive festzuhalten, heben sie aus der Masse heraus.
Was keiner weiß, ja nicht einmal ahnt, ist, dass Karou, wenn sie alles stehen und liegen lässt, um einen ihrer mysteriösen Aufträge auszuführen, nicht etwa einem Drogenhändler oder dem organisierten Verbrechen zuarbeitet, sondern durch eine unscheinbare Tür in einer Nebengasse genau den Ort betritt, an dem sie ihre Jugend verbracht hat.
Brimstone´s Laden der Wünsche im Anderswo war ihre Heimat.
Der Chimäre, für den sie in der ganzen Welt Zähne einkauft, aus denen dieser dann Wunschketten fabriziert, ist ihr Vaterersatz.
Durch scheinbar gewöhnliche Türen hat sie Zugang zu Orten auf der ganzen Welt.
Doch dann beginnt ein überirdisch schöner Mann mit seiner feurigen Hand, eben jene Türen zu zeichnen. Akiva, ein Seraphin, brennt mit seiner Hand einen Abdruck hinein, und kurz darauf verzehrt ein gleißendes Feuer die Türen. Karous Zugang zur Anderwelt ist ihr damit verwehrt.
Eigentlich müsste sie den Engel für seine Tat hassen, doch etwas tief in ihr sagt ihr, dass sie Akiva aus einer Zeit kennt, die ihr heute verschlossen ist. Aus einem Leben vor ihrem jetzigen Leben.
Aus einem Leben, in dem sie im immerwährenden Krieg der Chimären gegen die Seraphim etwas gewagt hat, was es noch nie vorher gegeben hat: Sie hat einen Engel geliebt.
Engel und ihr Widerpart – eine ewige Hass-Liebe
Schon vor längerer Zeit kam die Vermutung auf, dass es unter anderem die Engel sein werden, die die Vampire an Beliebtheit ablösen.
"Daughter of Smoke and Bone", natürlich Auftakt zu einer neuen Serie, spielt zwar mit dem Thema Engel, hält für den Leser aber doch einige Eigenheiten bereit, die man so noch nicht kannte.
Mit den aus Bibel, Koran oder Thora bekannten Engeln haben die Wesen, die uns Taylor hier präsentiert, wenig zu tun. Sie sind beileibe keine mitfühlenden Schutzengel, die Böses abhalten sollen. Sie sind vielmehr gnadenlose Kämpfer die mitleidlos zuschlagen.
Und auch die Chimären, aus Menschen- und Tier-Teilen zusammengesetzte Wesen, treibt nicht etwa das altbekannte Fegefeuer an, sondern der Versuch, der Knechtschaft durch die himmlischen Heerscharen zu entgehen.
Bevor der Leser aber die Hintergründe des ewigen Konflikts erfährt, muss er sich zusammen mit Karou zunächst auf eine lange, aber auch interessante Reise begeben. Romantische Szenen gibt es dabei bis zum letzten Teil des Buches keine. Im Zentrum steht das Rätsel, das Karou und ihren Vaterersatz umgibt.
Was steckt hinter der fast manischen Sammelleidenschaft für Zähne aller Spezies? Wo kommt Karou her? Und was ist die Anderwelt? - Fragen, die wir zusammen mit unserer Heldin erkunden.
Dabei ist unsere Erzählerin eine sympathische Figur. Wie der Leser weiß auch sie über die Hintergründe nicht Bescheid, sucht nach Erkenntnissen und wird von den Geschehnissen getrieben.
Für eine ordentliche Dosis Aufregung und Dramatik ist dabei gesorgt. Exotische Handlungsorte, Geheimnisse satt und faszinierend beschriebene Gestalten prägen die Handlung.
Der zugrundeliegende Konflikt und die Liebe, die nicht sein darf, sind zwar altbekannte Themen, die sich vorliegend aber neu und ungewöhnlich präsentieren.
Prag als Handlungsort wird dabei ungleich schärfer gezeichnet als Marrakesch. Zwar könnte die Autorin ihre Figuren noch ein wenig differenzierter ausgestalten, insbesondere bei den Nebendarstellern habe ich hier ein wenig mehr Tiefe vermisst, doch ein Anfang ist gemacht.
Gerade die Entwicklung, die Karou im Verlauf der Handlung durchmacht - von einem doch anfänglich recht naiven jungen Mädchen zu einer tatkräftigen, selbstbewussten Frau - ist anschaulich und überzeugend ausgeführt.
Das ist Fantasy voller Dramatik, Tempo und großer Gefühle und wird seinen Weg auf die Bestsellerlisten finden.
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