Erschreckend und aufrüttelnd
Nach den Weihnachts- und Neujahrsfeiertagen geht sich Lauras Familie wieder aus dem Weg. Auch die anstehenden Rationierungen werden verdrängt. Für Laura hingegen wird schnell klar, dass sich ihr Leben im kommenden Jahr grundlegend verändern wird. In ihrem Tagebuch beschreibt Laura, ein Teenager aus einem Londoner Vorort, die Auswirkungen des Klimawandels auf sich selbst und die Menschen um sich herum.
Erlebbare Katastrophe
Laura ist ein Teenager, Mitglied einer Punkband und mittendrin im Chaos von Regulierungen, Wetterchaos und Verdrängung. Ein heftiger Megasturm hat weite Teile Westenglands und Hollands zerstört und nun greift die Regierung Englands endlich zu Maßnahmen, die viele Jahre zu spät kommen. Über ein Jahr hinweg, das Laura in ihrem Tagebuch beschreibt, kommt es in Europa zu Schneechaos, heftigen Regenfällen, verheerenden Bränden und zu einer fast unerträglichen Hitzeperiode. Kürzungen von Energieverbrauch und eine Regulierung der Wasserzufuhr führen zu Ängsten und Aufständen.
Lauras Familie geht mit den neuen Gegebenheiten unterschiedlich um und die schon vorher fragile Einheit zerbricht vollkommen. Als Teenager fühlt Laura sich vollkommen verloren und schwingt zwischen den Einschränkungen der Rationierung und ihren unbeschwerten Träumen hin und her. Ihre Band bekommt immer öfter Chancen zu spielen, da die Dirty Angels mit ihren kritischen Texten super zum neuen Zeitgeist passen. Auch die erste Liebe fällt für Laura in dieses Jahr, was das ganze Gefühlschaos nicht einfacher werden lässt.
Doch Liebe, Freundschaft und Musik finden auch in einer Krise ihren Platz.
Realismus pur
The Carbon Diaries erschien schon 2008, hat aber leider an Aktualität eher immer mehr dazu gewonnen, wie diese neue Auflage zeigt. Die gewählte Form des Tagebuchs über ein ganzes Jahr hinweg bringt die Auswirkungen vom Klimawandel direkt nach Hause. Das hier beschriebene Szenario schien vielleicht vor 13 Jahren noch annähernd dystopisch und vielleicht übertrieben, unsere Erfahrungen mittlerweile beweisen das Gegenteil. Alle Auswirkungen, die hier geschildert werden, sehen wir schon heute in der ganzen Welt.
Aufrüttelnd und erschütternd wird Lauras tägliches Leben geschildert und auch die vielschichtigen Reaktionen der Menschen um sie herum. Hierbei ist es sehr interessant, wie unterschiedlich die Generationen mit der neuen Situation umgehen. Die ganz Alten werden an Kriegszeiten erinnert, andere wollen es nicht wahrhaben und fühlen sich gegängelt und wieder andere werden kreativ und versuchen sich den Umständen anzupassen. Dadurch wird der Konflikt der Generationen mehr als deutlich, wobei die Jungen mit den Fehlern und Versäumnissen der Älteren leben müssen, und jegliche Unbeschwertheit und Wahlfreiheit verloren geht.
Das Tagebuch schildert die veränderten Gegebenheiten vor allem im persönlichen Umfeld und wirkt dadurch sehr eindringlich. Laura wird nie allzu emotional, was sicherlich bei einem so aufgeladenen Thema hilfreich ist, aber ihren Charakter auch immer ein wenig auf Abstand hält.
Fazit
Carbon Diaries ist ein aufrüttelnder Roman in Tagebuchform, der einen realistischen Ausblick auf das Leben zukünftiger Generationen gibt und damit hoffentlich gegenwärtiges Verhalten in Frage stellt.
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