Wie Liebe, nur anders

  • Sauerländer, 2007, Titel: 'Et darlig ar', Originalausgabe
Wie Liebe, nur anders
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Rita Dell'Agnese
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonApr 2012

Die zweite Wahl

Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Die zweite Wahl"

Nein, Line kann Sara das Wasser nicht reichen. Wenigstens nicht in Rolands Augen. Er weiß gar nicht recht, weshalb er nun mit Line zusammen ist. Seit Sara mit ihm Schluss gemacht hat, ist nichts mehr so, wie es sein sollte. Auch nicht die Beziehung zu Line. Denn Roland hat die Beziehung zu Line nicht gesucht. Und eigentlich ist Line auch eine ziemliche Klette. Aber Roland ist zu feige, um die Wahrheit zu sagen und sich von Line zu lösen. Was macht es da schon aus, dass er durch sein seltsames Verhalten immer mehr zum Außenseiter wird? Wenn nur die Gedanken an Sara nicht wären!

Stein Erik Lunde erzählt eine ganz gewöhnliche Geschichte von Liebe, Schmerz, Verlassen werden – und von Jugend. Er erzählt sie aber so überzeugend, dass die Leser sofort den Eindruck bekommen, mitten im Geschehen zu stehen und sich direkt mit Roland über dessen Gefühle zu unterhalten. Denn der Autor hat als Erzähler den jungen Roland selber gewählt. In Ich-Form schildert er, wie er in die Beziehung zu Line hinein rutscht und wie schwer es ihm fällt, Nein zu sagen. Obwohl er im Prinzip sehr genau weiß, dass das gegenüber von Line nicht richtig ist. Denn sie bleibt für Roland immer die zweite Wahl, ein nettes Mädchen, das er aber gar nicht als Freundin haben möchte. Line wiederum spürt, dass in Rolands Verhalten etwas mitschwingt, das sie nicht richtig zu fassen vermag. Sie leidet darunter.

Sehr genau beobachtet Lunde, wie sich Roland immer mehr zurückzieht und irgendwo in einem Zustand zwischen Auflehnung gegen sich selbst und einer gehörigen Portion Selbstmitleid schwebt. Es gelingt dem Autor, recht nüchtern aufzuzeigen, in welcher Gefühlsspirale Roland gefangen ist. Er bezieht dabei alle Komponenten mit ein – also auch die jugendliche Zerrissenheit, in der Roland gerade steckt und die ihm auf dem Weg, Sara zu vergessen, nicht gerade hilfreich ist. Schritt für Schritt lässt der Autor seinen jungen Protagonisten in die falsche Richtung taumeln. Allerdings ist es nur von außen sichtbar, dass es die falsche Richtung ist. Da Stein Erik Lunde die Geschichte durch die Augen von Roland erzählt, ist es aber mühelos zu verstehen, weshalb sich der Junge so und nicht anders verhält.

Es ist zwar nicht auf den ersten Blick erkennbar, was genau Lunde den jungen Leserinnen und Lesern mitgeben will, aber seine besonnene Art, die mit einer humorvollen Note durchsetzte Schreibweise und die unmittelbare Nähe zum Geschehen machen "Wie Liebe, nur anders" zu einem eindrücklichen Plädoyer, stets zu sich selbst zu stehen und anderen gegenüber ehrlich zu bleiben. Auch auf die Gefahr hin, ihnen weh zu tun – denn letztlich tut Roland Line durch sein zögerliches Verhalten bedeutend mehr weh, als er es mit einer ehrlichen Abweisung zu Beginn der Geschichte getan hätte.

Noch etwas anderes dürften aber die jungen Leserinnen und Leser erkennen: Der Blick auf eine andere Person ist von Mensch zu Mensch höchst unterschiedlich. So verklärt auch Rolands Bild von Sara ist, die Leser lernen das Mädchen bald von einer Seite kennen, die es nicht unbedingt zur Sympathieträgerin macht.

FAZIT

Spektakuläre Ereignisse darf man von diesem Roman nicht erwarten. Der Autor erzählt eine ruhige Geschichte, die sich langsam entwickelt. Er geht dabei manchmal gar an die Grenze zur Langatmigkeit, schafft es aber gerade noch, ein Abdriften zu vermeiden. Für Jugendliche, die selbst mitten in einem Gefühlschaos stecken, könnte "Wie Liebe, nur anders" aber durchaus eine hilfreiche Anregung sein, sich nicht zu sehr im Liebeskummer zu vergraben – und nicht zu versuchen, die verletzten Gefühle sofort durch eine neue Beziehung kitten zu wollen.

Wie Liebe, nur anders

Stein Erik Lunde, Sauerländer

Wie Liebe, nur anders

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