Die USA irgendwann in einer fernen Zukunft
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Die USA irgendwann in einer fernen Zukunft"
Nach einem verheerenden Krieg, bei dem biologische Waffen zum Einsatz kamen, ist das Land völlig isoliert. Keiner darf mehr in das Land rein oder aus dem Land raus, und Mexiko hat an der Grenze zur USA sogar eine riesige Mauer gebaut. Überlebt haben diesen Krieg nur die Senioren (die "Enders") und die ganz Jungen (die "Startes"), da sie rechtzeitig geimpft werden konnten, während die Generation der Eltern der tödlichen Infektion komplett zum Opfer gefallen ist. Während die Enders im Reichtum schwelgen, leben viele Starters als Waisenkinder in großer Armut, immer auf der Flucht vor der Polizei, die diese Kinder in Heime sperren, wo sie dann Zwangsarbeit leisten müssen. Auch die 16jährige Callie und ihr kleiner Bruder Tyler haben ihre Eltern durch die Seuche verloren. Tyler leidet an einer Lungenkrankheit, und während sich die Medizin mittlerweile so weit entwickelt hat, dass die Menschen 200 Jahre alt werden, gibt es für Tyler keine Heilung, da Callie kein Geld für die notwendigen Medikamente hat. Gesundheit ist ein Privileg der Reichen geworden.
Hoffnung verspricht die Body-Bank, eine geheimnisvolle Einrichtung, bei der Jugendliche gegen Geld ihren Körper an Enders verleihen können, die so die Möglichkeit bekommen, für kurze Zeit wieder jung und agil zu sein. Und das lassen sich die Enders einiges kosten. So stellt auch Callie ihren Körper zur Verfügung, um sich und Tyler mit dem Geld ein besseres Leben zu ermöglichen. Doch irgendetwas geht schief, denn Callie erwacht zu früh und findet sich plötzlich in einem anderen Leben voller Reichtum und Luxus wieder. Sie bemerkt recht schnell, dass sie für einen furchtbaren Plan missbraucht werden soll, denn die Mieterin ihres Körpers plant einen Mord an Senator Harrison, den Callie um jeden Preis verhindern muss. Doch auch der Chef der Body-Bank treibt ein perfides Spiel mit ihr. Callies Kampf wird auch ein Kampf gegen die Machenschaften der Body-Bank.
Eine Dystopie mit Thriller-Elementen
Der Roman der amerikanischen Autorin Lissa Price wurde schon vor seinem Erscheinen als "DAS Jugendbuch-Debüt des Jahres" angepriesen. Es kam sogar zeitgleich in mehreren Ländern auf den Markt. Die Erwartungen sind nach so einer Ansage natürlich dementsprechend hoch. Frage ist nun, ob der Roman diese Erwartungen auch erfüllen kann. Womit das Buch definitiv schon mal punktet, ist seine hochwertige Aufmachung, besonders das Cover fällt sofort ins Auge, das übrigens auch wunderbar zur Romanhandlung passt.
Was den Inhalt betrifft, muss man allerdings sagen, dass die Geschichte an sich so neu und außergewöhnlich nun doch nicht ist. Dafür fehlt ihr einfach das "gewisse Etwas" und viele der hier verwendeten Elemente und Ideen hat man so oder so ähnlich schon in anderen Dystopien gefunden. Nichtsdestotrotz haben wir es hier mit einem durchaus ideenreichen und spannenden Plot zu tun, der einen von der ersten Seite an gefangen nimmt und mitreißt. Da die Autorin auch Drehbücher schreibt, hat sie natürlich ein Händchen für die richtige Dramaturgie, auch wenn das eine oder andere hier schon fast wieder zu hollywoodmäßig geraten ist. Die Handlung ist strukturiert und gut durchdacht, bleibt größtenteils unvorhersehbar und hat ein paar interessante Wendungen. Das Erzähltempo ist ziemlich flott, allerdings drückt die Autorin dabei nicht ständig aufs Gaspedal, sondern nimmt hier und da auch mal das Tempo aus der Erzählung und gönnt dem Leser eine Atempause.
Dass die Romanhandlung von der Autorin von Vornherein auf zwei Bücher ausgelegt ist, wird schnell offensichtlich, denn hier bleibt am Ende so manche Frage offen, ergibt das eine oder andere noch keinen richtigen Sinn. Auch wird man aus manchen Charakteren noch nicht so richtig schlau. Viele Enders kommen zum Beispiel ziemlich stereotyp daher. Hier werden wir wohl den zweiten Band "Enders" abwarten müssen, in der Hoffnung, dass so manches Puzzleteilchen, das man jetzt noch nicht so richtig einordnen kann, dann an die richtige Stelle fällt.
Callie ist definitiv die stärkste Figur in dieser Geschichte. Sie ist ein sehr vielschichtiger Charakter, Sympathieträgerin und Identifikationsfigur. Sie ist eine Kämpfernatur, die einige Gefahren bestehen muss und dabei in so manche brenzliche Situation gerät. Trotzdem ist sie keine Überheldin, sondern ein bodenständiges Mädchen mit Zweifeln und Ängsten. Nicht ganz überzeugen kann allerdings die Liebesgeschichte zwischen Callie und Blake, dem Enkel von Senator Harrison. Hier greift die Autorin leider zu oft in die Kitsch-Kiste. Romantikerinnen seien aber gewarnt: Die Liebesgeschichte zwischen Blake und Callie hat keine tragende Rolle und spielt sich eher im Hintergrund ab.
FAZIT
Auch wenn dieser Roman die hohen Erwartungen als "DAS Jugendbuch-Debüt des Jahres" nicht wirklich erfüllen kann, ist es nichtsdestotrotz ein sehr spannendes und routiniert erzähltes Jugendbuch, das Fans von Dystopien sicher begeistern wird. An einem offenen Ende sollte man sich allerdings nicht stören und genauso wenig daran, dass die Autorin hier nicht alles bis ins kleinste Detail erklärt, sondern manches einfach der Phantasie des Lesers überlässt.
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