One Night Stand
- Ravensburger
- Erschienen: Januar 2008
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- Ravensburger, 2008, Originalausgabe
drei Monate, die alles verändern
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "drei Monate, die alles verändern"
Eigentlich geht es Art gut. Er sieht gut aus, hat eine attraktive Freundin und ein paar Freunde, seine Eltern lieben ihn, in der Schule hat er keine Probleme – alles in Ordnung also.
Wenn da nicht immer wieder die Schwestern seiner Freundin wären, gegen die sich Jules nicht durchsetzen kann und die ihn scheinbar nicht mögen. So kommt es, dass Art allein auf einer wilden Mai-Party landet, sich betrinkt und kifft, und schließlich mit einem hübschen Jungen in dessen Wohnung landet. Art ist nicht schwul, aber in dieser Nacht schläft er mit einem Jungen. Ohne Kondom.
Zu spät kommt ihm der Gedanke, dass er sich dadurch mit Aids infiziert haben könnte. Die drei Monate, in denen er auf den Aids-Test warten muss, werden zu einer Zerreißprobe. Außerdem ist da noch Jules, der er nichts von seinem Seitensprung erzählen will.
Alles beginnt eigentlich ganz harmlos. Boris Pfeiffer stellt und den 16-jährigen Art vor, wir lernen seine Freunde und seine Freundin kennen, erfahren etwas über seine Eltern und finden ihn, gerade durch seine Unsicherheiten - er ist erst seit dem Winter mit seiner Freundin zusammen und das unerschütterliche Vertrauen in die Beziehung scheint noch zu fehlen - sympathisch. Er kommt ganz normal daher, ein Typ wie jeder andere mit Problemen, Gedanken und Sorgen, die man eben kennt .
Dass er sich zu einem One Night Stand hinreißen lässt, nachdem seine Freundin wieder einmal dem Druck ihrer Schwestern nachgegeben hat, kann man in seiner Position irgendwie auch noch verstehen. Nicht entschuldigen natürlich, aber doch nachvollziehen.
Zu seiner emotionalen Aufgewühltheit kommen Alkohol und Drogen hinzu, und dann passiert, was nicht passieren darf: Er schläft ungeschützt mit einem anderen Mann.
Dass Boris Pfeiffer hier keine andere Frau gewählt hat, ist meiner Meinung nach ein kluger Schachzug. Die Frage, ob vielleicht ein Kind gezeugt wurde, bleibt dabei genauso außen vor wie eine eventuelle Konkurrentin für Jules. Schonmal zwei Themen, die nicht behandelt werden müssen, so dass man sich voll und ganz auf das Thema Aids und HIV einlassen kann. Und dies ist bei weitem genug, geht es doch natürlich in erster Linie um Arts Sorgen und Nöte und um die vielen Gedanken, die er sich macht.
Was soll er Jules sagen? Wie soll er erklären, dass er nicht mehr ungeschützt mit ihr schlafen will? Wie soll er die drei Monate bis zum Test überstehen? Wie soll er seiner Angst Herr werden, die mit jedem Tag größer wird? Und natürlich: Was geschieht, wenn er sich tatsächlich infiziert hat? Und dies sind nur einige Fragen, die gestellt werden.
Erschwerend kommt hinzu, dass ein böswilliger Mitschüler erfährt, dass er bei einer Ärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten war, und ihn zudem mit dem hübschen Typen in der Partynacht gesehen hat. Er beginnt, Gerüchte zu streuen, um Jules und ihn auseinander zu bringen.
Erzählt wird Arts Geschichte natürlich in erster Linie aus seiner Sicht, in der Ich-Perspektive, doch in regelmäßigen Abständen fließen Passagen aus Jules Sicht ein, die deutlich machen, wie sehr sich Art durch den emotionalen Druck verändert.
Nebenbei bemerkt: Das Thema Vertrauen spielt dabei eine große Rolle, und Vertrauen und mangelndes Vertrauen sind letztendlich das, was Arts und Jules gemeinsame Zukunft begründet oder zerstört.
Sehr gut ist außerdem, dass viele Informationen auf angenehme und eingängige Weise vermittelt werden, sei es nun durch einen anderen Patienten, der den Virus seit seiner Geburt in sich trägt, durch die Ärztin, die Art erst einmal über die Krankheit und den Virus aufklärt, oder natürlich durch Art selbst, durch den unzählige Aspekte einer eventuellen Ansteckung behandelt werden.
FAZIT
"One Night Stand" besitzt nach wie vor das Potenzial, aufzurütteln und aufzuklären. Obwohl man sich sehr gut mit Art identifizieren kann, nimmt man doch den Part des Beobachters ein, zittert mit, widerspricht ihm aber auch mal, hätte sicherlich einiges anders gemacht, ist aber emotional auf jeden Fall dabei.
Boris Pfeiffer holt ein Thema, das zwar allgegenwärtig ist, von vielen aber immer noch nicht mit der nötigen Aufmerksamkeit bedacht wird, in unseren unmittelbaren Alltag. Ein durch und durch wichtiges Buch, dessen Botschaft nach wie vor brandaktuell ist.
zum Interview mit Boris Pfeiffer
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